„Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe“ (Johann Wolfgang von Goethe)

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Wir alle sind abhängig von den Menschen um uns herum. Wir sind abhängig von ihrer Meinung über uns, von der Zeit, die sie sich für uns nehmen, von dem Lachen, das sie mit uns teilen und Worten, die sie uns schenken.

Aber auch wenn wir noch so gute Freunde und Menschenkenner sind, interessiert uns unser eigenes Leben doch immer noch am Meisten.

Denn auch wenn wir Wegbegleiter haben, müssen wir unseren Weg doch ganz alleine machen, müssen unsere schwierigen Entscheidungen alleine treffen und müssen die harten Momente alleine meistern.

 

Ich bin den Menschen in meinem Leben dankbar dafür, dass sie mich lieben obwohl ich manchmal bin wie ich bin. Doch manchmal frage ich mich, wie weit man dieses ‚obwohl’ ausdehnen und belasten kann.

Stellt euch vor, wir wären gezwungen immer das auszusprechen was wir denken. Denn auch wenn wir jemanden gern haben, gibt es immer Situationen in denen wir etwas Schlechtes über ihn denken. Wahrscheinlich gäbe es keine Freunde und Liebenden mehr auf dieser Welt, wenn wir nicht manches vor den anderen verschweigen könnten.

Manchmal frage ich mich, welche Position ich in einer anderen Stadt, vielleicht in einer anderen Welt haben würde. Hier kennen die Menschen mich alle und haben bestimmte Eigenschaften von mir im Kopf. Und selbst wenn ich mich ändern würde, würden diese mir lange hinterher laufen.
Was wenn ich irgendwo hinkäme, wo mich niemand kennt? Würde ich dort die gleiche Position einnehmen, die ich hier habe oder würden die Menschen mich dort in eine ganz andere Schublade stecken? Denn die Möglichkeit so zu sein wie ich hier bin, habe ich nur, weil ich Menschen hinter mir habe, die mich in diese Position gestellt haben.

 

Ich verrat euch ein Geheimnis:

Ich habe Angst, ganz große Angst vor der Abhängigkeit. Und da bin ich wahrscheinlich nicht alleine mit. Denn sich von jemanden abhängig zu  machen, bedeutet auch sich verletzbar zu machen. Aber meine allergrößte Angst, ist die, irgendwann einmal allein zu sein.

Die Angst vor dem Alleinsein ist kaum zu bekämpfen, denn nicht ich habe in der Hand, ob es Menschen gibt, die bei mir sind. Ich kann nur versuchen jemand zu sein, den man lieben kann. Aber ich bin davon abhängig, dass ich auch geliebt werde.

Ja, ich fühle mich manchmal unverstanden. Wahrscheinlich wollen und müssen wir uns alle ein bisschen unverstanden fühlen, weil wir uns  sonst nicht einzigartig fühlen können. Und dazu gehört es wohl auch, sich manchmal ein bisschen einsam zu fühlen.

Glücklich macht eine Liebe wahrscheinlich dann, wenn sie nicht an einem ‚obwohl’ hängt. Wenn man geliebt wird, weil man ist wie man ist.

Ich denke in diesen seltenen Fällen sprechen wir dann von der einen wahren Liebe.

 

Vielleicht gibt es nicht ‚uns’ und ‚die Anderen’, vielleicht gibt es nur ‚Euch’ und ‚mich’.

 

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